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von busbumde » Do 20. Apr 2006, 12:06
Mal kurz eine Meldung aus der selbstgewählten Einsiedelei.
@Achim Das von Dir genannte Material von Eurocomp ist für Flugzeugbau hochinteressant und auch mit Metallseiten leichter als Metawell, ich habe trotzdem Metawell den Vorzug gegeben, weil es mit 5 mm Stärke in etwa so viel wiegt wie eine Platte Sperrholz guter Qualität, fugendicht verleimt mit der gleichen Stärke. Als ein reines Alusandwich ist es auch deutlich unempfindlicher als andere Sandwiches.
Ich denke da im Moment auch in etwas anderen Kategorien als ein typischer Selbstbauer, denn ich stelle mir "spaßeshalber" vor, daß man sich zu dem Sandwichmaterial aus 6061 T6 bei MIFA ein Verbindungsprofil ziehen läßt, daß mit 35 mm Radius die Platten rechtwinklig in einem Bogen verbindet. Man hat dann sowohl die notwendigen Stringer - Längsholme - für den Rumpf als auch die von Michael genannte runde Kante für den gefälligen Rumpf als auch eine rasante Bauweise in einem. Und ich schrecke vor dem Gedanken an solch ein Sonderprofil schon deshalb nicht zurück, weil das Sunny-Rumpfrohr auf die gleiche Weise über MIFA entstanden ist und noch entsteht.
Manchmal sind Eingangsinvestitionen eben nötig und evt. wäre Metawell ja auch selbst an solch einem Verbindungsprofil interessiert - etwa im Bereich Messe und Architektur etc.
Sinnvoll ist solch ein Plattenrumpf, den man selbstverständlich auch mit dem von Achim angegebenen Material etwas leichter bauen könnte, aber wie schon einmal gesagt nur dann, wenn er einen kompletten Kasten bildete und nicht von Türen etc. unterbrochen wird. Also wie bei einer Rans S 9, jedem Schulter-, Tief- oder oder Mitteldecker oder auch bei dem Ursimsewing, also einem Parasol, bei dem man keine tiefe Tür braucht, sondern halb von oben einsteigt.
Das dazu, ich bin aber noch nicht fertig mit dem Denken. Nicht einmal spaßeshalber. Jetzt zum Doppeldecker:
Meine x-plane-Versuche (mit der nochmals verbesserten Version 8.4) und unserem Waco-Verschnitt zeigen, daß man immer bei einer Gleitzahl um 8 (maximal) rauskommt, gleich wie man es auch anstellt.
Die beste Gleitzahl erreicht man natürlich, indem man beide Flügel bei dieser Gleichgewichtsgeschwindigkeit exakt gleich viel tragen läßt, den unteren dafür also mit 0,8 Grad mehr anstellt als den oberen. Dann aber schwankt die Verteilung des Auftriebes über die Geschwindigkeit sehr deutlich, was heißt, daß der Flieger nur mit der Gleichgewichtsgeschwindigkeit hübsch ausgetrimmt fliegt. Also läßt man das als geringfügig leistungssteigernde Maßnahme lieber sein.
8 als maximale Gleitzahl, gebildet aus dem Verhältnis von Auftrieb zu Widerstand, bedeutet aber auch, daß der Flieger 1/8 seiner Flugmasse in kg als Widerstand hat - und zwar bei der Gleichgewichtsgeschwindigkeit von 60 Knoten, also bei 111 km/h. Das sind rund 470/8= 58,75 kg als ziehender Widerstand, der bei mehr Fahrt im Quadrat wächst. Bei dem vorgesehenen schwachen Motor ist da natürlich sehr schnell Schluß mit "need for speed".
Im übrigen andert sich die Gleitzahl natürlich mit der Geschwindigkeit. Könner lesen das an der Polare des Flugzeuges ab, wenn es denn eine gibt, alle anderen am Spritverbrauch. So sinkt die Gleitzahl bei großen Anstellwinkeln des Waco-Ul-Doppeldeckers auf etwa 4, ebenso wie bei Vmax, die bei 82 kn, also bei 150 km/h nach viel Anlauf bei ruhiger Luft liegt. In diesen Fällen beträgt der Widerstand also rund ein Viertel des Auftriebs, hier rund 118 kg bzw. 1.157 Newton, denn man hat es ja mit einer Kraft und nicht mit einer Masse zu tun. Was mich daran ein wenig "unmutig" macht:
Bei einem offenen Spaßflieger a la Sunny würde ich es akzeptieren, daß der Vogel mit 110 km/h sparsam durch die Gegend fliegt und da auch wegen der großen Fläche seine Vmax für sehr böiges Wetter findet. (Die Vmaxboe nimmt mit der Flächenbelastung ab, was klar wird, wenn man sich überlegt, daß eine heftige Aufwärtsboe ein durchfliegendes Klavier weniger nach oben beschleunigen wird als einen 18 qm Doppeldecker, dessen Rumpfmasse dann "am Tragwerk zerrt"). Bei einem geschlossenen Flieger, bei dem ich in meiner Sicht jedoch eher beschränkt bin, stört mich die geringe Geschwindigkeit dann aber doch - jetzt im Moment gedanklich und bei x-plane in der Wahrnehmung auf dem Bildschirm.
Das hatte ich mir so noch nicht überlegt, denn es ist ja auch nicht selbstverständlich, daß offen und geschlossen sowie langsam und schnell tatsächlich nicht nur im Winddruck, sondern auch im Empfinden in einer gewissen Korrelation stehen. Anders gesagt: der geschlossene (!) Kabinendoppeldecker gefiele mir weit besser mir deutlich mehr Dampf. Vielleicht bin ich da aber auch nur vom Ursimse verwöhnt, der mit 12 eine 1,5 mal besser Gleitzahl bzw. Widerstand hat.
Soweit ein paar Gedanken in der Mittagspause aus der selbstgewählten Einsiedelei der Gedanken, deren einige ich dennoch mitteilen möchte, da es hier sonst unheimlich ruhig, statt nur low and slow wird.
Gruß Dieter