Die Lösung dieses eben aufgezeigten und generellen Boxwing-Problems bei Quer-Höhenrudern in der geschleppten Fläche, also dort, wo sie wie durch einen großen Schlitz immer zwangsangeströmt sind, besteht logischerweise darin, den entstehenden Momenten entgegenzuwirken. Das kann man durch eine spezielle Klappenfunktion:
Betrachtet dieses Mal bei der gleichen Skizze die violetten Pfeile. Sie gehen von einer Klappe auf der Unterseite des oberen Flügels aus, dort liegt eine sogenannte Split-Flap. Genaugenommen einfach nur ein Blech, das man aufspreizen kann (die Hinterkante fährt herunter) und dann erzeugt diese Splitflap an ihrem Ort Zusatzauftrieb und -widerstand. Der Zuatzwiderstand wirkt dem Gieren entgegen, zieht den Flieger sozusagen sinnrichtig um die Kurve und der zusätzliche Auftrieb stützt dabei den kurveninneren Flügel gegen Abkippen ab. (Der Pilot Scheiber aus der Flugschule Scheiber erkannte das als Erster ganz ohne Anleitung!)
Das Resultat sieht dann im Flug so aus:
http://www.youtube.com/watch?v=Vfak_3xn ... ed&search=
Wie man sieht, läßt sich der gleiche Boxwing durch die Klappenfunktion, einen invers arbeitenden Rollspoiler, nun munter und auch ganz ohne Pedaleinsatz von links nach rechts rollen, ohne das ein größeres Gieren oder Abkippen erfolgt. Das Problem ist mit dieser Klappenfunktion, die es meines Erachtens in der Fliegerei so noch nicht gegeben hat, gelöst.
(Nur Gleitschirme werden invers in die Kurve gebracht.)
Beim Sunny aber fehlt nun diese Klappe und trotzdem giert er kaum und folgt sehr brav allen Steuerbefehlen auch ohne Pedaleinsatz. Wie das?
Nun, beim Sunny bewirken die Querruderkräfte eine Verwindung des halbstarren Gesamtverbandes, wobei dann bei einer eingeleiteten Linkskurve die linke obere Tragflächenspitze etwas mehr Anstellwinkel erhält, dort also mehr Auftrieb und Widerstand erzeugt, sodaß ganz ohne Klappe die Funktionen der eben beschriebenen Klappe erfüllt werden.
Wie aber aus meinen Beiträgen ersichtlich geworden sein dürfte, ist es garnicht einfach gewesen, diese Möglichkeit zu erkennen und zu nutzen. Und wie einer meiner letzten Beiträge zeigte, entscheidet bereits die Länge einer Schraube, die eigentlich nur ein außenliegendes Querroht hält, darüber, wie der Sunny in der Luft reagiert, wie er sich steuern läßt. Die ersten Sunnies erreichten Flexibilität zusätzlich dadurch, daß das hintere Abspannseil zur Fläche nicht vorhanden war. Das machte den Flug auch in Boen noch weicher, aber:
Diese Lösung taugt nur bis 350 kg, wie die FE-Rechnungen zeigten. Also wurde mit dem zweiten Seil und den Flügelaufnahmeverstärkungen für 400 kg die besagte Schraubenlänge im unteren Flügel geändert, um den gleichen, hoffentlich jetzt von jedem hier Lesenden verstandenen Zweck zu erfüllen.
Und vielleicht versteht man nach diesen Erläuterungen und Videos ja jetzt, warum ich scheinbar ausflippe und mich hier zu einem Idioten mache, wenn ich höre, daß an diesem fein abgestimmten System Änderungen vorgenommen werden oder gar ein Prüfer meint, daß dem Sunny eine geringere Elastizität wohl guttun könnte.
Ich schreibe hier nicht nur aus Lust an der Freud und schon garnicht einer Selbstdarstellung wegen, sondern damit wirklich jeder versteht, daß der Sunny ein reichlich komplexes System ist, das man nicht mit einem C22 oder sonst einem Simpel-Ul vergleichen kann.
Also bitte so lassen, wie er ist!