Hallo liebe Moschi-Gemeinde,
Klaus hat mich gebeten in diesem Forum meine Meinung einzubringen. Das tue ich gerne, möchte aber darauf hinweisen, dass ich für Geiger Engineering (GE) alle Motoren und Luftschrauben entwickelt habe und entwickele sowie unsere Kunden für elektrische Flugantriebe berate egal ob es sich um einen Motorschirm- oder um ein UL-Flugzeugprojekt handelt. Ich selbst habe früher GS geflogen und bin dann altersbedingt auf Drachentrike natürlich mit E-Antrieb umgestiegen.
Es ist nun 10Jahre her als ich das Thema E-Aufstiegshilfe im alten Motorschirmforum unter dem Namen gngn aufgemacht habe. Über 2 Jahre haben wir das Thema von hinten und vorne durchdebattiert. Als Ergebnis kam nach vielen Umwegen, großem Engagement von Konstrukteuren und Herstellern sowie Investitionen von etlichen 100Td€ schließlich der Scott-E heraus, der von der Firma Electric Sports in unerer Lizenz gebaut und von Finsterwalder/Charly in den Markt gebracht werden sollte. Insgesamt wurden ca. 20 seriennahe Geräte gebaut und sowohl von alten Hasen als auch von Neulingen erprobt. Es fanden unendlich viele Tests statt unter aktiver Mithilfe und Unterstützung durch den DHV. Ja es wurde sogar eine offizielle Startart "E-Aufstiegshilfe" mit dem Segen des LBA begründet, für die man nicht einmal einen Motorschein machen musste. Auf Youtube gibt es etliche Videos zu dem Scott-E zu sehen. Links gibt es auch auf unserer Homepage
http://www.geigerengineering.de/avionik
Das besondere war beim Scott-E, dass der Antrieb einen virtuellen bzw. keinen Käfig hatte und so die Thermikeigenschaften des Systems praktisch nicht von einem motorlosen zu unterscheiden waren. Allerdings brauchte man für den Start bei 0-Wind schon etwas Übung.
Das Produkt wurde letzlich u.a. deswegen nicht breit in den Markt gebracht, weil es zu dem vorgesehenen/notwendigen Verkaufspreis von deutlich über 10.000€ niemals die erforderliche Stückzahl für eine wirtschaftliche Fertigung erreichen würde.
Ich habe Finsterwalder/Charly die Lagerbestände des Scott-E abgekauft und möchte sie demnächst an Interessierte auch in Teilen veräußern.
Nun zum eigentlichen Thema E-Aufstiegshilfe:
Der ideale GS-Antrieb für Fußstarter ist zur Zeit ein Motor HPD12 in Verbindung mit einem nach vorne klappenden Propeller mit 1,3 bis 1,4m Durchmesser an einer längeren Welle in Verbindung mit LiIo-Hochstromzellen so wie er im Scott-E und vielen anderen GS-Rucksackmotoren verbaut wird. Inzwischen haben ganz kürzlich durchgeführte Messflüge gezeigt, dass für die von Klaus geforderte Spezifikation ein Akku mit 1,25kWh Energie ausreichend und sicher ist. Wir setzen dazu die Sony Zellen 18650 VC5 ein, die als 14S10P zusammengebaut werden. So ein Akku wiegt mit BMS und GFK Gehäuse etwas über 7kg. Der ganze Antriebsstrang wiegt dann inklusive diesem Akku, dem HPD12, dem PI300 Antriebscontroller, dem Faltpropeller und dem Gasgriff ca. 12,5kg. Die Verwendung von Hochstrom Lipo-Zellen ist nicht sinnvoll, da die Stahlbecher LiIo-Zellen für diese Anwendung inzwischen überlegen und auch sicherer sind. Eine Abwurfvorrichtung ist bei fachgerechter Konstruktion und Nutzung des Antriebssystem überflüssig.
Ein eigenes festes Gestell würde ich vermeiden um Gewicht und Luftwiderstand klein zu halten. Der Akku sollte in ein spezielles Gehäuse eingebaut werden, das so konstruiert ist, dass es auch die Funktionen für die Aufhängung und Schubeinleitung übernehmen kann.
Entscheidend für das Flugefühl ist die Aufhängung. Sie muss im Flug das Antriebsgewicht und den Propellerschub vom Piloten fern halten. Dass geht am besten mit relativ zum Antrieb beweglichen Schub- und Aufhängestangen, die im motorlosen Betrieb den Piloten nicht an seiner Gewichtsverlagerung behindern.
Das Ganze muss nun zu einem mehr oder weniger modifiziertem Gleitschirmgurtzeug passen, das keine Kompromisse an die Sicherheit (Rettung, Crasheinrichtung etc.) und den Komfort machen muss. Auch das aus dem Antrieb resultierende Drehmoment muss weitgehend vom Gurtzeug kompensiert werden können.
Ja was beschreibe ich da?
Einen Scott-E allerdings mit einem kleinem Käfig, der anstelle des virtuellen Käfigs die Leinen vor Propellerberührung schützt.
Jetzt höre ich erst einmal auf. Schaut Euch die Scott-E Videos an und sagt mir was Euch daran nicht gefällt bzw. besser gemacht werden könnte. Den kleinen Käfig könnt Ihr Euch sicher mal dazu denken. Skywalk hat so einen Minikäfig ja einmal am E-Walk propagiert.
Für die Selbstbauer: Euer Budget für eine E-Aufstiegshilfe sollte schon so bei 7000€ liegen. Darunter wird es wahrscheinlich gefährlich bilig
Gruß
Werner
werner.eck@gmx.org