Generell hat sich bei mir in den Modellversuchen - früher - und heute bei Vortex und auch bei x-Plane (grosse Vorsicht!) gezeigt, dass die positive Staffelung in dieser Hinsicht - Sicherheit - die bessere ist. Also wenn die untere Fläche (die stabilisierende) hinter der vorderen oben (die tragende) liegt. Und wenn man sich im maximal erreichbaren Gesamtauftriebsbeiwert bescheidet, also die hintere Fläche nicht zu viel tragen lässt.
Der Ligeti in Australien war andersherum und hatte ein kritisches Grenz-Problem, über das man nie wirklich etwas erfahren hat.
Zeigen lässt sich allerdings folgendes:
Eine sehr kurze Staffelung der Flächen über der Längsachse macht den Flieger empfindlich in der Nickachse. Rückwärtspfeilung der tragenden Fläche dämpft das, Vorwärtspfeilung der unteren Fläche auch, führt aber zu Ausbrechtendenzen um die Hochachse.
Eine lange Kopplung - grosse Abstände der Flächen über der Längsachse - macht den Flieger ebenfalls gedämpfter um die Querachse, kann aber bei negativer Staffelung (voll tragende Fläche vorne und unten) die von TDC befürchteten Nachteile eines "sudden pitch
" mit sich bringen.
Generell ist es aber wohl so, dass kurze Kopplungen - Flächen über Längsachse nicht weit gestaffelt - zu einem
gemeinsamen gekrümmten Strömungsfeld führen, so dass man nicht mehr von getrennten Flächen ausgehen sollte, sondern eine räumlich angeordnete Gesamtfläche erhält.
Diese Gesamtfläche zeigt dann aber an ihren Einzelflächen nur begrenzt die klassischen Wirkungen, die man aus unterschiedlicher Streckung der Einzelflächen etc erwarten kann. Sie ist dann weit mehr als die Summe der Teile. Und in diesen Fällen ist ein Stall der hinteren Fläche auch dann nicht zu erwarten, wenn die Hauptfläche vorne unten liegt.
Aber wo ist die Grenze zwischen noch annehmbaren Einzelflächen und anzunehmender Gesamtfläche? Das ist ein schwieriges Gebiet und ich glaube, dass aus diesem Grunde (und anderen, die ebenfalls mit dem Prinzip verbunden sind) Boxwings selten Realität werden.
Nur kurz ein Beispiel für die spezielle Boxwingproblematik:
Steuert man ihn über kombinierte Querruder/Höhenruder an der hinteren Flächen (Sunny), muss die vordere (Haupt-)Fläche in der Kurve am inneren Flügel deutlich Zusatzauftrieb erzeugen, sonst zieht er brutal in die Kurve und wird bei einer Überreaktion des Piloten sogar unsteuerbar.
Versucht man diesen Boxwing stattdessen über die vordere Fläche zu steuern, die obere (Haupt-)Fläche erhält dann etwa Querruder, so knickt er brutal in die Kurve ab, weil die hintere Fläche noch voll trägt und die vordere innen Auftrieb verliert.
Fast das gleiche Problem wie eben, nur anders erzeugt.
Tandems und Boxwings (ein Tandem) haben da Asymmetrien zu bieten, die in anderen Flugzeugen einfach nicht vorkommen und die sich, das ist wichtig, erst beim Original zeigen, dessen Masse ausreicht, die Strömung um das Flugzeug tatsächlich wirksam zu beeinflussen.
Ein Modell kann sich völlig unkritisch steuern lassen, da es "wie in Sirup" fliegt, weil seine geringe Masse die umgende Luft kaum beeinflusst bzw. der Einfluss in der Zähigkeit untergeht.
Eigentlich ist daher die Frage der Steuerbarkeit die schwierigere bei dem Boxwing, während sich stationäre Längsstabilität leicht erreichen lässt.
Eben deshalb bin ich gespannt, wie die Nano-Leute diese Hürde nehmen und würde mich sehr freuen, wenn es ihnen gelingt. Denn damit wären sie die ersten, die einem bemannten Festflächenboxwing Manieren in Sachen Steuerbarkeit beibringen .
Und da warten einige drauf...
Gruss Dieter