nur so zum Vergleich

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busbumde
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nur so zum Vergleich

Beitrag von busbumde » Do 31. Jan 2008, 10:23

Habe mir gerade bei Aldi eine 3,50 m lange Aluminiumleiter gekauft, die 6 rastbare Sicherheitsgelenke aufweist, sodaß man sie inklusive der mitgelieferten Auflagen auch als 1 m hohe Arbeitsbühne verwenden kann. Gute Verarbeitung, 20 kg Material, Preis 69,90 Euro.

Für das Geld bekommt man bei einem UL-Hersteller 20 cm Rundrohr oder nichts. Wäre die Leiter, die nicht aus dem billigsten Aluminium, sondern aus einem verformbaren, gut eloxierbaren 6082 oder ähnlichem ist, Teil eines UL, würde sie nicht etwa das 10fache kosten, also 699 Euro, dafür bekommt man nicht einmal ein 3.6 m langes Rundrohr (ich spreche hioer jeden UL-Hersteller an, keinen besonderen!!!), sondern das Teil würde nicht unter 2.500 Euro zu bekommen sein. Also der 36fache Preis.

36 liest sich eher noch klein, man hat keine Vorstellung, aber für eine Currywurst mit Pommes frites (die aich als Rheinländer liebe), müßte man statt 4,50 Euro immerhin 162 Euro hinlegen. Und für ein vernünftiges Bier im Biergarten 137 Euro dazu, also knapp 400 Euro für die Currywurst und ein Bier als Mittagessen. Da würde einem der Appetit vergehen.

Gut, ich weiß, was Großserienfertigung für Aldi bedeutet und was Kleinserienfertigung im UL-Bereich bedeutet, besser als viele andere weiß ich das ganz sicher, wir brauchen solche Argumente also jetzt nicht auszutauschen, aber:

Ich halte solche Vergleiche mit einer 400 Euro-Jause für wichtig, um zu erkennen, in was für einem Bereich man sich bei der Fliegerei bei etwas ungeschminkterer Wahrnehmung der Wahrheit tatsächlich bewegt. Nie würde jemand 400 Euro für Currywurst mit Fritten bezahlen, für ein paar gelochte Rohre aber 2.500 Euro.

Eben deshalb ist es vielleicht wichtig, sich nicht nur nur Gedanken um ein konventionelles UL zu machen, wie dies "nachzubauen" sei, sondern sich zu überlegen, ob man nicht ganz andere Wege gehen muß. Gut, eine Leiter als Flügelstruktur muß nicht sein, obwohl das ja versucht wurde mit einem Himmelslausverschnitt, dessen kurze Flügel und geringe Flächenbelastung solche Ausflüge in den Baumarkt eine zeitlang sicher tolerieren. Aber vielleicht gibt es ja noch andere Wege...

Meiner führt sicher zu einer Art Crabcraft, und wenn ich den ganzen Kram mit Sabines Häuschen hinter mir habe werde ich sicher ein paar Modelle bauen, um zu sehen, was mit einfachen rhombischen Querschnitten (Stabwerk) fliegt, wie besser und wie schlechter. Aber es muß auch noch andere Möglichkeiten der Erzeugung eines sicheren Flugzeuges geben, an die man noch garnicht gedacht hat oder die schon wieder vergessen sind. Nur nach USA zu schielen, die mit gefährlich kleinem oder irrsinnig großem Aufbau look-alike-Flugzeuge als Part 103-ULs in die Luft bringen, ist meines Erachtens kein Weg.

So, dies als Gedanken zu einer Aldi-Leiter, die schon steht, und einer Curry-Wurst, die ich mir gleich holen werde. Nur für das Bier ist es erstens zu früh, zweitens zu kalt und drittens nachher zu hoch.

Grüße Dieter
Traumflug
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Beitrag von Traumflug » Do 31. Jan 2008, 13:29

Ziemlich sicher würde es ein Fortschritt in die von Dir angesprochene Richtung sein, wenn Pläne frei verfügbar wären. Dann müsste man nicht mehr zum Hersteller gehen und dort kaufen oder auf gut Glück ("hoffentlich bin ich innerhalb der vorgesehen Toleranzen") nachbauen, sondern könnte sich ein Blatt Papier ausdrucken, entsprechend Material zu einem Handwerksbetrieb bringen und einige Tage später die entsprechenden Teile abholen. Da wird ein UL-Hersteller sich überlegen müssen wie er damit konkurriert.


Markus
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Thommy
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Beitrag von Thommy » Do 31. Jan 2008, 14:05



BMW baut ein Auto und gibt die Pläne frei??? Damit die Chinesen es billiger nachbauen können. Macht ja nun wirtschaftlich nicht so richtig viel Sinn oder.

Das ist freie Marktwirtschaft, wenn es eine Nachfrage nach Currywurst für 400 Euro gibt dann wird es diese Wurst zu kaufen geben.
So nun gibt es einen Markt für die teuren UL-Rohre und deshalb kann man die Teile für 2.500 Euro verkaufen.

Ciao Thommy
Hauptsache fliegen ... 8)
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Beitrag von vlastimirs » Do 31. Jan 2008, 15:25

Ja, frueher nannte man das "Wucher", heute ist es die "Freie Marktwirtschaft" :grin:
Leider hilft der Staat diesen wucherern, indem er vorschreibt von wem man ein (zertifiziertes) teil kaufen darf.
Zensier mich doch:P
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Beitrag von Traumflug » Do 31. Jan 2008, 17:05

> BMW baut ein Auto und gibt die Pläne frei???

BMW gibt die Pläne nicht frei, aber das Aeroklaus-Forum. Auch an anderer Stelle gibt es viel ehrenamtliche Arbeit und ich sehe wenig Grund, warum man das nicht veröffentlichen sollte.

Bereits existierende Beispiele sind FabAtHome http://fabathome.org/wiki/index.php?title=Main_Page oder die Segelflugwinde in Boberg: http://www.hac-boberg.de/index2.php?pg2=winde. Die News bei FabAtHome zeigen sehr schön wie das mit dem Wettbewerb funktionieren kann.


Markus
Olli Gottschalk
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Beitrag von Olli Gottschalk » Do 31. Jan 2008, 17:30

Das Problem ist meistens ja nicht der der Einkaufspreis der Materialien, sondern die Rücklagen, die man bilden muss. Ohne ist man schnell mit dem Rücken an der Wand. Auch sind die Investitionen wieder reinzuholen. Unter dem Strich verdient der Flugzeughersteller an dem Rohr weniger, als der indische Leiterhersteller an einer Leiter.
Olli
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Beitrag von busbumde » Fr 1. Feb 2008, 07:31

Irgendwie bin ich falsch verstanden worden. Ich weiß aus eigener Erfahrung, daß der Hersteller wesentlich mehr, schneller und einfacher das Geld am Ersatzteilverkauf verdient als am neuen Flieger. Ohne den Ersatzteilverkauf, der aber wiederum voraussetzt, daß man erst mal zig Flugzeuge in den Markt bringt, überlebt man kaum als Hersteller konventioneller ULs. Weshalb auch nur die überleben, die ausreichend Flugzeuge im Markt haben.

Doch das sollte nicht der Tenor sein. Ich wollte darauf aufmerksam machen, daß man sich erstens in einem - obejektiv betrachtet - unsinnig teuren Markt bewegt und daß der Versuch, bekannte Flugzeugtypen billig leicht nachzubauen, bereits von Hunderten so abgegrast ist, daß man dort kaum ein die Hoffnung nährendes Hälmchen mehr finden wird.

Eben deshalb lautet die bessere Frage meines Erachtens nicht, wie baue ich Bekanntes mit bekannten Methoden und Halbzeugen billig nach, sondern welcher Flugzeugtypus erlaubt es aus Prinzip, den baulichen und kostenmäßigen Halbzeugaufwand der bekannten Typen deutlich zu reduzieren. Delta zum Beispiel.

Das sollte der Tenor der Frage sein, nicht, daß Ul-Hersteller in aller Regel bemitleidenswerte Geschöpfe sind, wenn der Freundliche Zuspruch auf der Messe verhallt und den einkommenden Bankbelegen gewichen ist.

@Olli Tatsächlich verdient der Hersteller am Rohr das hundertfache wie der "Inder", aber das nutzt alles nichts, wenn Entwicklung, Bau und Verkauf mehr Kosten generieren, als es Flugzeug- und Ersatzteilverkauf wieder einbringen können. Doch darum ging es nicht:

Ich wollte mehr die Suche nach einem Gemeinschaftsprojekt um einen "neuen" Aspekt bereichern, der nicht in bekannte Fallen führt. So ließe sich z.B. der Flügel eines Delta mit gerade Nasenkante, wie es in Frabkreich sehr erfolgreich geflogen ist, heute auch vom Hobbyisten preiswert durch CAD und Laser- oder Wasserstrahltechnik für schnelle, billige Rippen bauen. Und mehr als diesen Flügel, Räder und Antrieb braucht es eben nicht, um mit Typisch geringer Flächenbelastung und wenig parasitärem, Widerstand mit wenig Leistung unterwegs zu sein.

Und wie ich denke, ist hier auch genügend erlernter oder aus Modellen geschöpfter Sachverstand beisammen, um so etwas einmal anzugehen. Und um auch das noch zu sagen: Crabcraft kann man da erst mal für lange Zeit vergessen, viel zu neu.

Gruß Dieter

Gut, vielleicht gibt es ja nichts, was erfolgreich geflogen ist und eben nicht mit Rumpf, Flügel und Leitwerk daherkommt. Dann Pech. Aber der Vorteil einer solchen Gemeinde hier ist ja auch, daß sehr viel gelesenes oder gesehenes Wissen zur Verfügung steht. Darauf wollte ich hinaus, nicht auf die Antwort, daß UL-Hersteller bemitleidenswerte Geschöpfe sind.
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Beitrag von Olli Gottschalk » Fr 1. Feb 2008, 22:25

Hallo Dieter,
ich hoffe, wir sind noch nicht bemitleidenswert. Wir können nur rechnen und machen danach die Preise fest. Schlimm finde ich nur, dass wir immer noch die günstigsten sind, obwohl eigentlich fast alle anderen im Ostblock bauen. Und das zu Löhnen, bei denen ich hier noch nicht mal Modellflieger bauen könnte.

Deinen Ansatz, den Crabcraft als neues Projekt in Angriff zu nehmen, finde ich richtig gut. Ich denke auch, durch die neuen Produktionsverfahren könnte man einen günstigen Flieger auf die Beine stellen. Das Konzept ist halt nicht der Einheitsbrei, also für viele nicht Vertrauenswürding. Das war bei dem Sunny bestimmt nicht viel anderst. Und trotzdem Funktioniert der/die Sunny immer noch prima. Und der Crab würde auch seine Kundschaft finden. Nur muss man immer sehen, dass jedes von der Norm abweichende Konzept keinen Massenandrang verursacht. Manchmal dauert es halt etwas. Schaut mal die Gyros an, dass Konzept brauchte 85 Jahre, bis es sich nun verkauft wie geschnitten Brot. In Hildesheim kommt man mit der Produktion kaum nach. (Da kommt dann der Durchbruch der Sunny im Jahr 2069, oder hoffentlich doch etwas früher).

...und die Sunny fliegt auch ohne Leitwerk erfolgreich....

Gruß
Olli
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Beitrag von erkki67 » Sa 2. Feb 2008, 07:08

Hallo Dieter

Dein Crabcraft ist eine wirkliche Bereicherung. Wenn es das Konzept erlaubt fahr weiter damit, denn wie Olli schon gesagt hat könnte es nur etwas daueren bis es so etwas wie eine Kundschaft findet. In den USA könntest Du jetzt schon den Verkauf starten ;-)

Gruss Erkki
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Er hat's getan. Die Leiter fliegt?!

Beitrag von TripleGolf » Sa 9. Feb 2008, 08:29

Ich mach' einen völlig normalen Eindruck...
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